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Ich muss!

Über Gedanken und Glaubenssätze, Verantwortung und Prioritäten.



Ich muss jetzt noch Essen kochen! Ich muss den Kindern etwas vorlesen, sie fragen schon das dritte Mal! Ich muss noch Wäsche machen, der Korb quillt über! Ich muss noch Weihnachtsdeko aufhängen, es ist schon November! Kennst du das? Ich kenne es sehr gut.. diese nagenden Gedanken und Befehle in meinem Kopf… diese Gedankenspiele und Zukunftsszenarien, die daraus entstehen, wenn ich es nicht schaffe oder keine Lust habe, zu tun, was getan werden “muss”... und diese Gefühle, die daraus entstehen… Stress! Angst! Überforderung! Hilflosigkeit! Das sieht dann ungefähr so aus: Wenn ich jetzt nichts koche, essen die Kinder wieder Brot. Brot ist nicht so gesund wie Vollkornnudeln. Außerdem gibt's dann Toast und Toast ist sowieso ganz schrecklich und wahrscheinlich wollen sie nur die Wurst runter essen und die ist viel zu salzig und sie müssen doch noch Obst und Gemüse essen und ahhhh... Wenn ich jetzt nichts vorlese, dann fühlen sie sich nicht geliebt und gesehen und sie wünschen es sich doch gerade sooo sehr und ich möchte eine gute Mutter sein und wahrscheinlich eskalieren sie gleich, wenn ich nicht mache, was sie wollen und überhaupt, es ist doch nur ein kleines Buch und was bin ich nur für eine Mutter… Wenn ich jetzt keine Wäsche mache, dann habe ich versagt, ich bin einfach keine gute Hausfrau! Ich schaffe die einfachsten Dinge nicht, ich kann den Haushalt nicht bewältigen, weil ich mich nicht genug anstrenge und zu faul bin! Andere schaffen das doch auch!! Wieso ist Frau Müller da so perfekt - das Essen ist gesund, die Kinder sind sauber, die Wohnung glänzt und sie sieht auch toll aus! Wieso schaffe ich das nicht?!? Weihnachtsdeko! Oje, bald ist Weihnachten und hier hängt noch nicht mal eine Lichterkette, ich hab keinen Adventskranz und keinen selbstgebastelten, sinnvoll gefüllten Adventskalender! Ich schaffe es nicht, diese Vorweihnachtszeit magisch und schön zu gestalten und werde meinen Kindern niemals Tradition vermitteln können… Kennst du das? Ich kenne es und bekenne, diese und ähnliche Gedanken schon gehabt zu haben und immer noch zu haben. Diese Gedankenspiele sind nicht nur nicht hilfreich, sie haben auch selten etwas mit der Realität zu tun. Wir werten uns als Menschen extrem ab, wir nehmen und nicht wichtig und wir tun uns nichts gut. Wie unfassbar schade! All diese Gedanken speisen sich aus negativen Glaubenssätzen und inneren Überzeugungen. Da gibt es Glaubenssätze, die mit unserem Wert als Mensch zu tun haben und die wir leider verinnerlicht haben. Sätze wie: Ich bin nicht gut genug… Ich muss mich mehr anstrengen, dann schaffe ich es auch… Alle anderen schaffen das besser… Ich muss Dinge tun, um gut und wertvoll zu sein… Ich muss Dinge tun, um eine gute Mutter/ein guter Vater zu sein… Puuuuh. Erstmal tief durchatmen! Das ist ja wirklich anstrengend und auch ziemlich gewaltvoll dir gegenüber… Und ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass es nicht wahr ist!!! Würdest du diese Dinge, die du dir tagtäglich wiederholt sagst, auch einem Freund, einer Freundin sagen? Nein? Wahrscheinlich würdest du das nicht tun, weil es nicht ok ist, jemanden so abzuwerten? Wie wäre es, wenn du anfangen würdest, dich entsprechend liebevoll und empathisch zu behandeln? Wie wäre es, Verantwortung für dich, deine Bedürfnisse und vor allem auch deine Gedanken zu übernehmen? Wie wäre es, wenn du dadurch lernen könntest, Prioritäten zu setzen und alle Bedürfnisse unter einen Hut zu kriegen oder sogar miteinander zu verbinden? Wie wäre es, wenn du anfangen würdest, dich wichtig zu nehmen? Das wäre wunderbar? Dann fang JETZT damit an! Es gibt ein paar Dinge, die du dafür tun kannst. Nicht musst 😉. Du könntest

  • deine Gedanken und Glaubenssätze anschauen, auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen und/oder umkehren: Ich bin genug! Ich bin es wert, mich liebevoll um mich zu kümmern und ich muss nichts tun, um einen Wert zu haben! Ich bin eine gute Mama, weil ich Liebe für meine Kinder empfinde und ihnen vorlebe, wie man sich gut um sich kümmert!

  • Abstriche machen und die Tätigkeiten auf ihre Wichtigkeit überprüfen: Muss die Wäsche wirklich jetzt gemacht werden oder könnte sie noch warten und du machst sie, wenn du dafür mehr Energie hast? Muss es jetzt wirklich das Vollkorn-Bio-Essen sein oder kannst du Abstriche machen, um dich und deine Ressourcen zu schonen? Manchmal kann eine Tiefkühlpizza ein Segen sein und ich garantiere dir, deine Kinder werden nicht ihr Leben lang nur noch selbige essen wollen.

  • Ressourcen abchecken: Wie groß ist deine Energie im Moment? Was - an Tätigkeiten und Ideen - ist realistisch und wo kannst du Abstriche machen? Muss es wirklich jetzt und sofort und in diesem Ausmaß passieren?

  • Unterstützung holen - Oma, Opa, Mama, Papa, Ehemann, Ehefrau, Freund, Freundin, Putzfee, Lieferservice - gibt es jemanden, den du um Unterstützung und Hilfe bitten könntest und der/die dir das Leben gerade einfacher machen kann?

  • Vergleiche sein lassen: hör auf, dich und deine Familie, deinen Haushalt und euer Leben mit anderen zu vergleichen. Du bist du, ihr seid ihr und ihr lebt euer Leben in eurem Tempo und so, wie es für euch passt.

  • Gedanken umwandeln: das “ich muss” ich ein “ich möchte/ich will” umwandeln. Dafür darfst du dir anschauen, warum dir bestimmte Dinge wichtig sind. Und dann darfst du aus vollem Herzen sagen “Ich mache das, weil mir wichtig ist, dass…” Du möchtest, dass ihr etwas Sauberes zum Anziehen habt und deswegen machst du die Wäsche. Du möchtest selbst gern gesund und frisch essen? Dann schau, wie das erfüllt werden kann, ohne dass es zu viel wird. Du wünschst dir, dass deine Kinder sich geliebt und wertgeschätzt fühlen - Beispiel Buch: Wie kannst du ihnen das vermitteln, ohne über deine Grenzen zu gehen? Vielleicht kannst du liebevoll Nein zum Buch vorlesen sagen. Vielleicht kannst du ein kurzes Buch vorlesen und dabei deine Kinder ganz nah bei dir haben. Vielleicht kannst du erst eine Sache beenden, die dir gerade wichtig ist und dann das Buch lesen - oder umgekehrt. Vielleicht kannst du beim Buch lesen sogar kurz abtauchen, achtsam sein und selbst zur Ruhe kommen. Oder, oder, oder...

Du darfst dich wichtig nehmen. Du darfst diese Gefühle spüren und schauen, welche Bedürfnisse dahinter liegen und welche Ressourcen du hast. Die Gefühle zeigen dir, dass du lebendig bist und Grenzen hast - fang an, sie zu spüren und ernst zu nehmen. Du darfst (liebevoll) Nein sagen und damit Ja zu dir und zur Einfachheit und Leichtigkeit. Du darfst negative Gedanken und Glaubenssätze loslassen und dir eine neue Gedankenwelt erschaffen. Da fallen mir zwei Glaubenssätze ein, die hier Relevanz haben: Manchmal ist weniger mehr! und Ich muss gar nichts! Fang an, denn du bist es wert!!! ♥️



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1件のコメント


jesper
2023年5月23日

Liebe Nina, wieder ein wunderschöner Gedankengang von Dir - so wahr! Ich persönlich versuche mir seit einiger Zeit das Wort "muss" ganz abzugewöhnen. Oft hilft ein Wechsel der Blickrichtung, um eine unliebsame Tätigkeit in Vorfreude umzuwandeln. So denke ich beim Saugen nicht: "So ein Mist, jetzt muss ich saugen", sondern: "Wie schön, gleich habe ich es hier im Wohnzimmer wieder sauber und fühle mich viel wohler". Bei mir hilft dies total. Natürlich achte ich zusätzlich auf meine Ressourcen, priorisiere, lasse liegen oder hole mir Hilfe - genau wie Du geschrieben hast... "Wer ist eigentlich dieser "man", der mir immer sagt was ich muss" - hat mal eine schlaue Freundin gesagt...

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